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Genauere Vorhersage für wirksamere Behandlung von Prostatakrebs

Früh erkannt ist Prostatakrebs gut behandelbar. Doch sobald es Metastasen gibt, sinkt die Überlebensrate auf rund 30 Prozent. Aktuelle Forschungsergebnisse lassen nun auf gezieltere Therapien hoffen – auch im fortgeschrittenen Krankheitsstadium.

Metastasierende Prostatatumorzellen im Zebrafisch Metastasierende Prostatatumorzellen im Zebrafisch
Metastasierende Prostatatumorzellen im Zebrafisch © Jakob Püschel

Die häufigste Krebsart bei Männern in Deutschland und gleichzeitig die zweithäufigste Todesursache bei einer Krebserkrankung ist Prostatakrebs. Wird der Tumor erst spät entdeckt und hat bereits Tochtergeschwülste entwickelt, zeigen Standardbehandlungen wie die Bestrahlung häufig keine Wirkung mehr. Das hängt mit den Tumorstammzellen zusammen, die eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Tumors und der Bildung von Metastasen spielen. Tumorstammzellen können sich selbst erneuern, sie unterstützen das Wachstum des Tumors und die Entwicklung von Metastasen. Insbesondere bei Prostatakrebs sind Tumorstammzellen resistent gegen übliche Therapien.

Aussagekräftige Gene

Wissenschaftlerinnen am Dresdner OncoRay, dem Nationalen Zentrum für Strahlenforschung in der Onkologie, haben nun eine Möglichkeit gefunden, die Eigenschaften von Tumorstammzellen bei Prostatakrebs zu erkennen und ihre Reaktion auf bestimmte Therapien vorauszusagen. Die Forscherinnen Anna Dubrovska und Liza Gorodetska haben zwei Gene der Tumorstammzellen identifiziert, die für das Wachstum von Prostatatumoren, deren Metastasierung und Empfindlichkeit gegenüber einer Strahlentherapie verantwortlich sind. Die beiden Gene heißen ALDH1A1 und ALDH1A3 und eignen sich als sogenannte Biomarker. Dieses Potenzial haben Forschende zwar schon länger gesehen, die beiden Dresdner Wissenschaftlerinnen konnten dies jedoch erstmals nachweisen.

Konkrete Prognosen

Dafür haben sie in Zellkulturen, Zebrafischen und im Mausmodell die beiden Gene ausgeschaltet und beobachtet, wie sich das auf die Krebserkrankung auswirkt. Zusätzlich analysierten sie verschiedene Tumor-Gewebeproben von Patienten mit Prostatakrebs. „Wir haben gesehen, dass ALDH1A1 das Überleben von Krebszellen im Blutkreislauf und auch deren Ausbreitung im Körper fördert“, erläutert die Genetikerin Liza Gorodetska. ALDH1A1 bewirkt also die Resistenz der Krebszellen und treibt das Wachstum von Metastasen voran. Es begünstigt sogar deren Ansiedlung im Knochengewebe, was besonders ungünstig für den Krankheitsverlauf ist. Währenddessen wirkt ALDH1A3 bremsend auf diesen Prozess. „Wenn die Proben von Tumoren höhere Mengen von ALDH1A3 enthalten, sprechen diese gut auf die Behandlung an“, sagt Anna Dubrovska. „Sind dagegen die ALDH1A1-Konzentrationen hoch, fällt die Prognose schlechter aus.“

Optimistischer Ausblick

Die Dresdner Wissenschaftlerinnen konnten also zeigen, dass die beiden Gene in Experimenten tatsächlich als Biomarker funktionieren, mit denen sich sowohl die Metastasen-Ausbreitung als auch eine Strahlenresistenz bei Patienten mit Prostatakrebs vorhersagen lässt - und zwar ganz individuell, denn Tumorstammzellen und deren Gene sind bei jedem Patienten anders. Die Ergebnisse stimmen Anna Dubrovska zuversichtlich: „Die Experimente müssen in klinischen Studien bestätigt werden. Auf deren Basis können wir weitere Biomarker finden und gleichzeitig effektive Therapien gegen resistente Tumorzellen und Metastasen entwickeln. Nicht nur für Prostatakrebs, sondern auch für andere Krebsarten.“

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